Auswärtsessen zum Dritten: Château les Oliviers de Salettes

Sonntag, 19. Oktober 2014

Bei schönem Wetter gehen wir tatsächlich ab und an mal auswärts essen (siehe hier und da). Aus unverschleierten Gründen nicht sehr oft. Gerade jetzt - nicht lange nach Erntedank - greife ich mir prinzipiell lieber etwas aus dem Garten und marschiere damit in die Küche. 

Doch Freunde zeigten sich begeistert und auf ihre Empfehlung waren wir dieses Jahr bereits zwei Mal im Resto des Château les Oliviers de Salettes. Was der Name verspricht, wird gehalten. Es geht feudal zu. Ein Landwesen, frisch herausgeputzt, empfängt einnehmend mit Großzügigkeit und Weite.

Wie eigentlich en général in Frankreich ist der Mittagstisch, die plat du jour stets eine gute Wahl. Auch im Château les Oliviers de Salettes steht das, was für 29 Euro angeboten wird, in einem guten Verhältnis zu dem, was serviert wird. Wobei ich das Ambiente draußen dank der parkähnlichen Anlage um einiges charmanter finde, als die Räumlichkeiten drinnen, die mir zu bemüht erneuert wurden. Dabei wurde das Alte leider mehr übergangen als bewahrt. Draußen allerdings konnte ich mich durchaus in die Phantasie fallen lassen, dass der Knecht gleich um die Eck biegt mit meinem gesattelten Pferd an der Hand...

Auch konnte ich mir die ein oder andere Inspiration vom Teller mitnehmen. Sehr gut gefiel mir die Salzzitrone im Lachskaviar (wie hier erwähnt). Richtig toll fand ich die tuile, in der beim zweiten Essen das entrée präsentiert wurde. Leicht süßlich, aber mit einer salzigen Gewürzmischung bestreut beinhaltete diese Hippe ein Espuma mit Krebsfleisch. Doch, mit so einer tuile würde ich zuhause auch gerne mal angeben (hat jemand ein gelingsicheres Rezept zur Hand?).

Das Dessert zeigte sich auf einem Niveau, das ich daheim nicht nachgebastelt bekomme. Wobei ich in der Süßbäckerei ja eh schnell überrundet bin und den Ehrgeiz ohnehin nicht habe, mich dafür zu überflügeln

Ein dicker Kritikpunkt bleibt die Hauptspeise. Ein Hauch von Dekogemüse, aber eigentlich liegt da nur ein Stück Fleisch auf dem Teller. Da die Hauptspeise ebenfalls solo angeboten wird, bedeutet das, sich rein an Fleisch satt zu essen. Das empfinde ich einfach als unredlich.

Fazit: Schickimicki - kann man mal machen, wenn man es braucht. Für mich darfs gerne schlichter sein.

9 Kommentare

  1. Oh, dieser Garten sieht ja absolut traumhaft aus. Eine gelingsichere Tuile? Auf das Rezept wäre ich auch gespannt :-)
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

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  2. Ein traumhaft schön gelegenes Château, da würde es mir auch gefallen. Genau wie du, würde ich auch lieber im Garten sitzen, aaaber noch viel lieber würde ich jetzt in diesem Pool schwimmen ;-)
    Ich ärgere mich genau wie du auch immer über diese 3-4 hauchdünnen Scheibchen Karotten, ein Fitzelchen Lauch und einen Bonsai-Brokkoli. Mittlerweile bin ich im Restaurant dazu übergegangen, mir zu jedem Gericht einen extra-Gemüseteller zu bestellen.

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  3. für Städter sieht dieses Hotel so richtig nach schönen Ferien aus. Und wenns dazu noch gutes Essen gibt, umso besser. Dass die heutige Küchen den Beilagen so wenig Gewicht beimessen, verstehe ich auch nicht. Das hat wohl mit den mehrgängigen Menus zu tun... von allem ein winziges Häppchen.... mehr hat nicht mehr Platz. Dabei kommt man nur noch zum Degustieren statt zum Geniessen.

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  4. Ich glaube da könnte ich auch gut abschalten und meine Seele baumeln lassen. Die Fotos sehen wirklich zum träumen aus! Wunderschönes Wetter hattet ihr ja auch. Und obwohl das Essen wirklich mehr sein könnte, hat es sicher geschmeckt!

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  5. Jedes, wirklich jedes Mal, wenn ich eine deiner Landschaftsaufnahmen sehe, denke ich, seufz, das ist soo schön, das hätte ich auch gern... ;-)
    Und das mit den Winzbeilagen und den "aufgeräumten" Tellern? Nix für mich! Gemüse ist für mich ein MUSS und es darf gern reichlich serviert werden. Deshalb gehen Herr H. und ich auch (fast) nie auswärts essen.
    Zu den Tuiles, vielleicht ist das ein hilfreicher Link:
    http://mari-to-kazuo.blogspot.de/2013/09/tuile.html
    Selbst habe ich sie noch nicht gebacken.

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  6. Hej, sieht das schick aus. Wie Gemälde auf dem Teller. Wobei ich mich in so schickem Ambiente nicht wirklich wohl fühle, da kriege ich schon beim Gedanken an blütenweiße Damasttischdecken Schweißausbrüche angesichts meines Hangs zum exzessiven Kleckern. Bei uns darf es bei Tisch ruhig lauter und rustikal zugehen - aber schön anzusehen ist es schon.
    Worauf mein Blick gleich haften blieb ist der Steinfussboden im Innern - da möchte ich mir gleich die Schuhe von den Füssen reissen und darauf rumspazieren. Oder mich drauflegen. Streicheln. Ich bin komisch, ich weiß. ;-)

    Herzlich, Katja

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    1. Was soll denn daran verrückt sein, Steine umzuziehen? Die Helfer beim letzten Umzug fanden es allerdings auch bekloppt, dass sie mehrere Bananenkisten mit Steinen schleppen mussten. ;-)
      Lustig war auch mal eine Grenzkontrolle an der Spanisch-Französischen Grenze, als der Zöllner wissen wollte, ob wir etwas ausführen und das Wohnmobil inzpizieren wollte. Er war fassungslos über die mit Steinen gefüllten Staukisten und den Toilettenraum voller in Joghurtbecher getopfter Ableger... dass jemand SOWAS ausführt hätte er noch nie gesehen. Das war 1996. Die Riesenkiesel vom ganz besonderen Strand in Portugal liegen heute noch im Hof... ;-)

      LG, Katja

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  7. @Andy: Schade, dir ist also auch noch keines untergekommen. Falls sich das ändern sollte: bitte hier melden ;)

    @Sabine: In Restos wie diesem ist der extra Gemüseteller wirklich eine gute Option. Wobei ich mich dann aber dennoch am *kreierten Menu* so beilagenlos störe. Und ja, der Pool hat alles, was Upperclass-Flair bieten kann...

    @Robert: Womöglich bin ich zu ländlich mit meiner Erwartungshaltung, dass ich mich an einem Menu satt essen möchte. Und zwar nicht nur an Fleisch...

    @Toni: Fein war es auf jeden Fall - nur *gelöstere* Atmosphären entsprechen mir einfach mehr...

    @Eva: Vielleicht warte ich, bis dich/ euch der Ehrgeiz für tuile packt. Gerade in Kombi zu dem Salzigen fand ich die wirklich hittig. Und klar, zum Dessert macht sich eine solche Kunsperbeigabe auch immer gut. Ich stelle es mir ein bißchen tricky vor - und vermutlich brauchts zudem irgend ein Zusatz-Equipment. Danke dir für den Link - ich werde folgen... ;)

    @Katja: Da fällt mir ein Bekannter ein, der UNBEDINGT barfuß über die endlosen Weiten des Marmorbodens des Peterdoms laufen wollte. Für diesen Zweck kaufte er sich Billig-Stoffturnschuhe und schnitt die Sohle raus. Ziel erreicht samt dem Bonus einer dicken Erkältung :)

    Und hach, Katja, weißt du was: ich kann mir sogar Steine von anderen ansehen und mir die Geschichten dazu erzählen lassen. Langweilt mich keine Millisekunde. Im Gegenteil. Danke für deine schöne Geschichte, die mich immer noch lächeln macht!

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  8. deinem fazit schließe ich mich vollinhaltlich an.
    es sieht, wie auch immer, alles sehr deliziös aus und in diesem ambiente ...

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